074 Was bedeutet Bewährung?
Ist eine Bewährungsstrafe eine Vorstrafe?
Bewährung in Deutschland Rechte, Pflichten und wichtige Tipps
Wenn die Vollstreckung einer gegen Sie verhängten Freiheitsstrafe in Deutschland zur Bewährung ausgesetzt wird, bedeutet dies, dass Sie nicht ins Gefängnis müssen, aber dennoch bestraft sind und unter bestimmten Auflagen stehen. Was muss man sonst noch wissen?
Dies und mehr erfahren Sie hier in diesem Rechtstipp und in meinem Video.
1. Was ist Bewährung?
Bewährung wird bei einer verurteilten Freiheitsstrafe (Erwachsenenfreiheitsstrafe oder Jugendstrafe) ausgesprochen, die nicht vollstreckt werden soll. Sie müssen also nicht ins Gefängnis, aber Sie sind weiterhin verurteilt. Die Vollstreckung der Strafe wird „zur Bewährung ausgesetzt“, was bedeutet, dass die Strafe nur in bestimmten Fällen (neue Straftat oder Verstoß gegen die Auflagen) in Haft vollstreckt wird.
2. Welche Voraussetzungen gibt es für die Bewährung?
Nicht jede Freiheitsstrafe wird zur Bewährung ausgesetzt. Es hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie etwa der Schwere der Tat, der Rückfallgefahr und der Einsicht des Täters. Eine Freiheitsstrafe von bis zu 2 Jahren kann zur Bewährung ausgesetzt werden, wobei die Bewährungszeit 2 bis 5 Jahre betragen kann.
3. Was müssen Sie während der Bewährungszeit tun?
- Kontakte zu Gericht und Bewährungshelfer: Während der Bewährungszeit müssen Sie dem Gericht und ggf. einem Bewährungshelfer jederzeit zur Verfügung stehen. Dazu gehört, dass Sie bei Auflagen oder Weisungen, wie zum Beispiel regelmäßigen Meldungen oder der Teilnahme an Beratungen, mitwirken.
- Auflagen einhalten: Oft müssen Sie finanzielle Verpflichtungen erfüllen (z.B. Geldauflagen) oder sich bei bestimmten Stellen (z.B. psychosoziale Beratungsstellen) melden. Diese Auflagen müssen strikt beachtet werden. Verstoßen Sie gegen eine Auflage, droht der Widerruf der Bewährung.
4. Was passiert, wenn die Bewährung widerrufen wird?
Wenn Sie gegen die Auflagen der Bewährung verstoßen, kann dies dazu führen, dass die Bewährung widerrufen wird und Sie die Freiheitsstrafe antreten müssen. Daher sollten Sie alle Auflagen ernst nehmen und sich an die Anweisungen des Gerichts oder Bewährungshelfers halten.
5. Wann endet die Bewährungszeit und wie kann sie verkürzt werden?
Die Bewährungszeit dauert meist mindestens 2 Jahre, in Ausnahmefällen können es auch bis zu 5 Jahre sein. Es besteht jedoch die Möglichkeit, die Bewährungszeit bei guter Führung zu verkürzen, wobei dies beantragt und gut begründet werden muss.
6. Wie geht es nach dem Urteil weiter?
Wenn das Gericht in einer Hauptverhandlung entschieden hat, die Strafvollstreckung zur Bewährung auszusetzen, erhalten Sie keine sofortigen schriftlichen Informationen. Erst nach dem Gerichtstermin erhalten Sie und Ihr Anwalt den schriftlichen Bewährungsbeschluss, der oft Wochen oder sogar Monate auf sich warten lässt. Dieser Beschluss legt fest, welche Auflagen und Weisungen Sie erfüllen müssen. Ein rechtskräftiger Strafbefehl ist ein Urteil; er wurde Ihnen vor der Rechtskraft zugestellt und der Bewährungsbeschluss sollte beigefügt gewesen sein.
7. Was tun, wenn Sie während der Haft vorzeitig entlassen werden wollen?
In einigen Fällen, wie bei Freiheitsstrafen, die nicht zur Bewährung ausgesetzt wurden oder nach einem Widerruf der Bewährung, kann vor dem Ende der Strafvollstreckung eine vorzeitige Entlassung beantragt werden. Für eine vorzeitige Entlassung müssen Sie aber viele Voraussetzungen erfüllen: Sie müssen die Strafe ordnunsgemäß angetreten haben, sich gut führen, schuldeinsichtig und von der Haft beeindruckt sein. Ihren Antrag müssen Sie ordnungsgemäß stellen und sich regelmäßig bei den zuständigen Stellen melden.
Unser Tipp:
Es ist wichtig, die Bewährungszeit nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Halten Sie alle Auflagen ein und bleiben Sie mit Ihrem Anwalt, dem Gericht und dem Bewährungshelfer in Kontakt. Ein erfahrener Anwalt kann Sie nicht nur rechtzeitig auf die nächsten Schritte hinweisen, sondern Ihnen auch helfen, die Bewährungsauflagen erfolgreich zu erfüllen. Wenn eine Auflage nicht erfüllt wurde, muss der Verurteilte vor dem Widerruf angehört werden. Strafverteidiger helfen solche Anhörungen vorzubereiten und können schriftlich oder in einem Anhörungstermin für Sie argumentieren. Oftmals lässt sich der Widerruf der Bewährung so verhindern.
Weitere Fragen?
Wenn Sie mehr über Ihre Rechte und Pflichten erfahren möchten, oder wenn Sie rechtliche Unterstützung benötigen, zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren!
GLÜCK – Kanzlei für Strafrecht hat die Experten für solche Ermittlungs- und Strafverfahren. Wir betreuen regelmäßig Ermittlungsverfahren und bringen diese oft zur Einstellung.